Suhl gewinnt Erfurt
Suhl mit Pflichtsieg im Thüringenderby 3.0
Mit einem am Ende doch deutlichen 3:1-Pflichtsieg endete für den VfB Suhl LOTTO Thüringen das dritte Saisonduell gegen den Thüringer Bundesligakontrahenten Schwarz-Weiß Erfurt. Vor der Kulisse von 712 Zuschauern am Mittwochabend in der Erfurter Riethsporthalle, darunter rund 200 stimmungsvolle Suhler Fans, die dieses Auswärtsspiel zur Heimspielkulisse werden ließen, entwickelte sich wie bereits bei den beiden ersten Saisonduellen zunächst ein ausgeglichenes Spiel.
Der punktlose Tabellenletzte konnte zunächst gut mithalten (9:9) musste sich dann aber der physischen Stärke der Suhler Spielerinnen um Roosa Laakkonen geschlagen geben. Die Gastgeberinnen, die komplett auf Mittelblockerin Paige Reagor und größtenteils auch auf die angeschlagene Kira Thomsen verzichten mussten, gingen natürlich als krasser Außenseiter in diese Partie, zumal man die beiden bisherigen Spiele gegen Suhl jeweils klar mit 0:3 verloren hatte. Auf Suhler Seite fehlte Stammlibera Minami Yoshioka, sodass Emma Sambale diesmal die komplette Abwehrrolle übernehmen musste und somit mächtig Spielpraxis sammelte. Die Hollosy-Schützlinge gewannen den ersten Satz nach 24 Minuten klar mit 25:18, insbesondere durch eine treffsichere Anna Artyshuk, die am Ende der vier Sätze mit insgesamt 22 Punkten, die fleißigste VfB-Scorerin war.
Auch im zweiten Satz hielten die Blumenstädterinnen bis zum 15:15 stark mit und die Laakkonen & Co. konnten sich erst danach deutlich mit sieben Punktgewinnen in Folge absetzen (22:15). Nach erneut 24 Minuten ging der zweite Spielabschnitt ebenso deutlich mit 25:18 Punkten an die VfB-Damen. Danach schien alles seine gewohnten Derbyabläufe zu gehen, als die teilweise im bisherigen Spielverlauf recht unkonzentriert wirkenden "Wölfe" mit 11:6 im dritten Satz in Führung gingen.
Doch wie so oft nach klarer 2:0-Führung für den Favoriten, wirken die Aktionen dann etwas zu ungenau und man baut damit den aufopferungsvoll kämpfenden "Underdog", bei dem diesmal erneut die talentierte, gebürtige Schmalkalderin Tabea Dreiack zum Bundesligaeinsatz kam, wieder auf. Beim 21:18 für Suhl wechselte VfB-Chefcoach Laszlo Hollosy wie gewohnt Svea Naujack für Julia de Paula am Aufschlag ein. War dieser Wechsel in den vergangenen Spielen meist von Erfolg gekrönt, erwies er sich diesmal zum "Game-Changer". Erst Fehlaufschlag und dann weitere Annahme- und Angriffsfehler der sonst so gewohnt erfolgreichen Suhler Hauptangreiferinnen brachten die Gastgeberinnen nach fünf Punkten in Folge mit 23:21 in Front. Der VfB wackelte nun ungewohnt und musste nach 27 Minuten diesen Satzverlust mit 22:25 hinnehmen. War es für die Landeshauptstädterinnen erst der fünfte Satzgewinn in der Saison, fühlte es sich auf Suhler Seite eher wie ein verschenkter 3:0-Sieg an. Oder wollte man auf Südthüringer Seite dem Derbykontrahenten noch etwas "Aufbauhilfe" für die restlichen Saisonspiele, u.a. gegen die Suhler Tabellenkontrahenten mitgeben? Diesen Satzgewinn haben sich die Erfurterinnen jedenfalls verdient und so bekam das 23. Thüringenderby wenigstens eine unerwartete Verlängerung. Nach der Pausenpredigt von VfB-Coach Hollosy berappelten sich seine Spielerinnen zum Glück und gingen wieder hoch konzentriert zu Werke. Schnell konnten sich die "Wölfe" vom 5:5 auf 9:5 absetzen, zeigten sich jetzt auch wieder "bissiger" am Netz und in der Feldabwehr. Beim 14:8-Zwischenstand war dann die Kampfmoral der Zarczynski-Schützlinge gebrochen. Jetzt stand der Suhler Block auch wieder und das von Lara Nagels aufgezogene schnelle Angriffsspiel, aus einer sicheren Annahme um Libera Emma Sambale heraus, klappte fast reibungslos. Den Matchball zum 25:15-Satzgewinn verwandelte am Ende Anna Artyshuk nach 23 Minuten. Als wertvollste Spielerinnen wurde auf Erfurter Seite die mit Abstand erfolgreichste Punktesammlerin (19 Punkte) Ana Krulj (silberne MVP) gewählt. Aus dem Suhler Team honorierten die Teilnehmer der Zuschauerwahl die engagierte Leistung der jungen VfB-Libera Emma Sambale mit der Auszeichnung zur "Goldenen MVP" unter großem Applaus der Mitspielerinnen und dem mitgereisten Fanblock.
Mit diesem 22. Sieg im 23. Bundesliga-Thüringenderby und dem durchaus erwarteten 3-Punkteerfolg, klettern die VfB-Damen erstmals in dieser Saison auf den vierten Tabellenrang vor den SC Potsdam, der sein Heimspiel gegen Tabellenführer Schwerin mit 0:3 verlor. Diese Position gilt es dann am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den Tabellensiebenten USC Münster erfolgreich zu verteidigen und bestenfalls weiter auszubauen. Für Schwarz-Weiss Erfurt sollte dieser Satzgewinn gegen Suhl etwas Mut für die restlichen sechs Saisonspiele geben, vielleicht gelingt ja noch ein überraschender Sieg gegen die Konkurrenz.
(Ulf Greiser)


